Die Wassermühle
...wird als 1793 erbaut angegeben. Aber die Mühle an sich muß es laut Urkunden schon vor 1666 gegeben haben. Die Amtsmühle stand in Bezug zur Burg, wo die Amtsverwaltung untergebracht war. Die Wassermühlen waren landesherrlich.
Die Burg war Amtssitz für viele Dörfer. Das Amt lag in der Nachbarschaft zum Amt Heldrungen und dem Amt Allstedt. In der Amtsmühle wurde 1904 von Christian Lucke, Amtmann und Gerichtsschöffe auf dem Amt Wendelstein, ein Buch über den Wendelstein geschrieben (Der Wendelstein, ca. 100 Seiten ).
Einige Monate vor der Eröffnung der Kanzlei fingen wir
an, behutsam und mit langsamen Schritten, die ehemalige Amtsmühle in Stand zu
setzen. In Zeiten schnellen wirtschaftlichen Wandels müssen
Restaurierungsarbeiten kostengünstig ausgeführt werden. Jedoch legen wir sehr
großen Wert auf nachhaltiges Bauen. Nachhaltigkeit erreicht man aber nur durch
werksgerechten Umgang mit historischen Materialien. Wer billig baut, bau zwei
mal, sagt ein Sprichwort. Nun, das stimmt nicht immer so. Man kann auch teuer
und zwei mal bauen. Weil heute die Bauindustrie zum Beispiel ihren Mörtel
“kreiert“, damit alle Happy sind, d.h. der Bauherr will eine gleichbleibendes
äußeres Erscheinen, eben das für das Auge Gewohnte. Der Auftragnehmer braucht
gleichbleibende genormte Qualität für die Kalkulation der Aufträge. Dazu stehen
ihm geringe Verarbeitungszeiten zur Verfügung. Der ausführende Handwerker will
sich nicht herumärgern mit nichtidiotensicheren Baumaterialien, weil ihm die
traditionellen Techniken gar nicht mehr bekannt sind. Damit man alles schön ohne
Aufwand anschmieren kann und es dennoch knüppelhart wird, egal ob die darunter
liegende Bausubstanz Schaden nimmt oder nicht. Deshalb wird fleißig mit
Zementverbindungen und Kunststoffen gearbeitet. Und hinterher kommt Maler Klecks
und bringt noch eine Farbe auf einer Kunststoffbasis auf, die ist dann schön
dicht ( die Atmungsaktivität ist stark vermindert ) und man fühlt sich wie im
Taucheranzug. Und unter anderem freuen sich auch die Schimmelpilze an den
Wänden. Achtung! Auch die guten Silikatfarben sind manchmal mit Pestiziden
versetzt, damit Müller, Meier, Schulze keine grauen und grünen Flecke an sein
wertvolles BRD-Häuschen bekommt. „Chemokeule“ inklusiv. Bemerkenswert wäre auch
noch daß, wenn Sie Kunststoffdispersionsfarben an den Wänden entdecken, Laminat
mit Holzimitationen oder den schönen teuren Kunststofffaserteppich, Fenster,
Türen und lackierte Holzfußböden haben sollten, Ihr Raumklima dadurch unangenehm
elektrostatisch ist. Da positiv und negativ geladene Moleküle in Luft und Staub
sich nicht mehr elektrostatisch ausgleichen können. Kunststoffe sind bekanntlich
schlechte Leiter. Aber bei der Überreizung unserer Wahrnehmung erfühlen das
viele Menschen nicht mehr und klagen daher ihre Wehwehchen, die nur Symptome,
aber keine Krankheiten sind. Welch ein Glück, es gibt ja das Allheilmittel
Schmerztablette ( Betäubungsmittel ). Das verhält sich so als ob Sie gerade mit
150 km/h auf der Autobahn unterwegs sind und die Ölkontrollleuchte blinkt. Und
was machen Sie, Sie schlagen einfach die Ölkontrollleuchte kaputt. Man bekämpft
das Symptom, aber nicht die Ursache. Bloß, daß Sie das drangsalierte Auto selbst
sind. Sie bemerken sicherlich schon, daß wir alles ganzheitlich zu verstehen
suchen.
Und
unsere Bauweise basiert auf einer erfahrungsgemäß gewachsenen Baukunst, die sich seit
Jahrtausenden in Europa entfalten konnte. Im Gegensatz zu der heute rein
rationalistisch-analytischen Vorgehensweise in unserem Silikonzeitalter.
Heimische Baustoffe kommen bei uns zur Verarbeitung wie Lehm, Kalk, Stein, Holz
und Gips. Achtung! Die im Baumarkt zu kaufende Trockenbauplatte besteht bei
guten namhaften Firmen nur noch zu cirka 10 % aus reinem Naturgips. Der Rest
ist ein Abfallprodukt aus Industrieanlagen und entsteht bei der Filtrierung von
Rauchgasen von Industrieschornsteinen. Kalk, der im Baumarkt gekauft wird, ist
dampfgelöscht. Wir löschen Kalk mit Wasserüberschuß selber. Denn der Sumpfkalk
hält länger die Feuchtigkeit. Der Baufachmann sagt, der Kalk verreckt nicht so
schnell. Fazit, man bekommt einen qualitativ hochwertigen Kalk, der nicht nach
ein paar Jahren herunterkommt. ( Es gibt Originalverputzungen, die 1000 Jahre
alt sind. Bei unseren Arbeiten haben wir Originalverputzungen gefunden, die
wenigstens 200 Jahre alt sind. ) Heute zieht man starres Kunststoffgewebe zur
Rißvermeidung ein. Wir benutzen hier Roßhaar, Hanffasern und Jutegewebe. Bei
Durchsottungen, zum Beispiel an Schornsteinen mischt man Kuhdung ein und
vermeidet so braune Sottflecken am Neuputz. Farben werden bei uns selber
angerieben. Zum Beispiel Leinöl mit bunten Erden und zermahltem Gesteinen oder
auch aus Quark ( Kaseinfarbe ) bzw. kommt das bekannte Ochsenblut zum Einsatz.
Wir haben uns auch entschieden, Einzelofenstätten mit ihrer wohligen Wärme weiter zu betreiben. Die nächsten Katastrophen können vor der Tür stehen oder glauben Sie daran das nun alles so bleibt? Die Geschichte kann über schlechte Zeiten kontinuierlich Bericht geben. Aber der deutsche Michel zieht müde seine Mütze ins Gesicht und geht mal wieder schlafen. Man kann nur hoffen, daß Michel wieder aufsteht und man ihn nicht mit den Füßen zuerst aus dem Haus trägt.
Altes
erhalten und Neues gestalten. Es sind Baufehler an der Mühle begangen worden mit
denen wir auch leben müssen, zum Beispiel Betonfußböden. Diese wurden mit
Ziegelsteinen belegt. Sprossenfenster und historische Türen wurden teilweise
entfernt. Unsere Aufgabe ist es, hier wieder ein stimmiges Bild zu schaffen,
weil ein einzelner Ton noch nicht die Musik macht und viele Töne müssen
aufeinander abgestimmt sein; dann nennt man es Harmonie.
Wer auf die Amtsmühle Wendelstein kommt muß wissen, daß unser werksgerechtes Bauvorhaben ein sehr langwieriger Prozeß ist. Gut Ding braucht Weile. Also wundern Sie sich nicht, wenn Sie einige Teile der Mühle im Bauzustand sehen.
Stukkateur in der Denkmalpflege
Jens Beutel
& unser ehrenamtlicher Haushofrestaurierungsmeister und Sohnemann allhier
Burgard Walram Beutel